Homeoffice, Hybridarbeit oder zurück ins Büro?

  • Homeoffice, Hybridarbeit oder zurück ins Büro?

Chillout Rooms, „Obsttage”, firmeneigene Fitnessstudios – das sind nur einige Beispiele für populäre Benefits, die Unternehmen anbieten, um Talente anzuziehen. Die Pandemie hat das Leben der Arbeitnehmer und ihre Einstellung zur Arbeit erheblich verändert. Frühere Lösungen animierten die Menschen, so lange wie möglich im Büro zu bleiben. Gelten diese auch in der  Realität nach der Pandemie? Was erwarten die Mitarbeiter von heute von ihrem Büro? 
 
Die Zeit der Pandemie hat Veränderungsprozesse bei der Arbeitsorganisation beschleunigt. Arbeiten im Homeoffice, was vorher kaum möglich war (es sei den als Benefit), wurde zur Normalität. Studien der  CBRE haben auch gezeigt, dass die Pandemie und die Notwendigkeit, remote zu arbeiten, Trends beschleunigt haben, die bereits vorher vorhanden waren, d.h. eine geringere Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber und eine erhöhte Bereitschaft, den Arbeitsplatz zu wechseln, und die derzeit zu den größten Herausforderungen für Unternehmen gehören.
  • 46%

    die Befragten sind offener für externe Stellenangebote

  • 26%

    Befragte fühlen sich ihrem Arbeitgeber gegenüber weniger loyal

*CBRE (2021) Studie. Arbeiten im Homeoffice oder im Büro?

Bisher waren es vor allem die großen Konzerne, die in der Bürowelt die Trends gesetzt haben, die dann von kleineren Unternehmen übernommen wurden. Aber ist das immer noch der Fall? Piotr Kuron von Lee Hecht Harrison Polen weist darauf hin, dass die Pandemie die Periode der konsistenten Trends bei Unternehmensentscheidungen beendet hat. Wir sehen heute eine Vielzahl unterschiedlicher Entscheidungen der Arbeitgeber. In der Praxis bedeutet das die Implementierung von Anwesenheitsmanagementsystemen für Mitarbeiter in Büros, die sich an der Kultur und den Richtlinien eines bestimmten Unternehmens orientieren und nicht nur an der vorherrschenden Mode.

 

Quo vadis, Arbeitgeber?

Die neue Realität zwingt die Arbeitgeber dazu, sich auf einem breiten Spektrum zwischen der Arbeit im Homeoffice (die keinen Büroraum benötigt) und dem täglichen Erscheinen im Büro, d.h. der Arbeit im stationären Bereich, zu bewegen.
Die Entscheidung für eine Richtung hängt von einer Reihe von Faktoren ab, unter anderem: 

•    Grad der Belastung durch Arbeit im Homeoffice, 
•    Besorgnis über deren Fortsetzung, 
•    Familiensituation, 
•    sichere Rückkehr ins Büro, 
•    Annahmen in der Unternehmenspolitik, 
•    Vertrauen des Arbeitgebers gegenüber dem Arbeitnehmer.

Phil Kirschner (Future and Workplace Leader bei McKinsey) betont, dass es eine Herausforderung darstellt, die Menschen dazu zu bringen, wieder vom Büro aus zu arbeiten.  Die Arbeit im Homeoffice hat gezeigt, dass wir in der Lage sind, einen Teil unserer Aufgaben außerhalb des Büros zu erledigen und die Nutzung seiner Fläche optional ist. Die Mitarbeiter möchten nicht im Büro arbeiten, denn das remote Arbeiten bietet ihnen Flexibilität und Freiheit. Mehr noch, nicht alle Büros laden durch ihre Form, ihr Aussehen und ihre Funktionalität dazu ein, in ihren Räumen zu arbeiten.  Phil Kirshner weist auch darauf hin, dass wir auch vor der Pandemie nicht 100% unserer beruflichen Zeit im Büro verbracht haben. Das bestätigen Studien von Nowy Styl, aus denen hervorgeht, das die Durchschnittsbelegung eines Schreibtisches lediglich 45% beträgt. Das wird durch Krankschreibungen, Urlaub oder einfach nur Arbeitsunterbrechungen beeinflusst.

Interessanterweise wollen nur wenige Arbeitnehmer (vor allem Berufseinsteiger) fünf Tage pro Woche remote arbeiten. In dieser Gruppe sind Flexibilität bei der Arbeitszeit und dem Arbeitsplatz wichtiger. Die Mitarbeiter wollen ins Büro kommen, um mit dem Ort, an dem sie arbeiten, zu interagieren, und sind besonders an Beziehungen zu Mitarbeitern mit mehr Arbeitserfahrung interessiert. Ein großer Teil dessen, was wir bei der Arbeit tun, ist kein individuelles Projekt - es erfordert die Zusammenarbeit mit anderen.
 

Zukunftsszenarien


Ein Bericht der ManPower Group (basierend auf dem Feedback von fast 1.000 Unternehmen im Oktober 2021) prognostiziert, dass jeder fünfte Mitarbeiter (20 %) seine täglichen Arbeitsaufgaben vom Büro aus erledigen wird. Die Mehrheit der Mitarbeiter (76 %) wird die Möglichkeit haben, weiterhin in einem hybriden Modell zu arbeiten, während 2 % der Mitarbeiter ihre Projekte vollständig remote erledigen werden. Der Bericht von Colliers finden wir wichtige Faktoren, die Unternehmen zur Rückkehr ins Büro bewegen.
 
https://www.nowystyl.com/getmedia/bb77d685-9608-4959-9376-6b4df4349802/nowystyl-raport-reunion-www-14-firmy-powrot-do-biur-14027.jpg

Wir handeln mit Blick auf die Umwelt

1.    Aufrechterhaltung des Gefühls der Zugehörigkeit zum Unternehmen
2.    Work-Life-Balance
3.    Unterstützung bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter - Onboarding
4.    Leichteres Teammanagement in einem nicht verstreuten Team
5.    Effizientere Kommunikation zwischen den Teams und die Möglichkeit, spontane, unmittelbare Konsultationen zu führen
6.    Sicherstellung eines reibungslosen Informationsflusses innerhalb des Unternehmens  
7.    Teambuilding
Eric Schmidt, Ex-CEO von Google (2001-2011) und derzeitiges Vorstandsmitglied, betont in einer Aussage gegenüber der CNBC, wie wichtig die Arbeit im Büro für die berufliche Entwicklung eines jungen Menschen ist. Schmidt ist der Meinung, dass der Aufbau von Präsentationsfähigkeiten, die Etikette bei Meetings und der Umgang mit der Konkurrenz, sowohl extern als auch intern, für den Aufstieg in den frühen Phasen einer Karriere unerlässlich sind. 
https://www.nowystyl.com/getmedia/9c100b28-0539-4509-8e92-30f7caff9fbc/nowystyl-raport-reunion-www-13-korzysci-pracownikow-14026.jpg

WELCHE VORTEILE HABEN DIE MITARBEITER DAVON, IM BÜRO ZU ARBEITEN?

  • Unterstützung bei der Entwicklung in einer frühen Phase der Karriere
  • Zielgerichtetes Erscheinen im Büro - Systematisierung des Tagesplans 
  • Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – Work-Life-Balance
  • Erhöhte Konzentration und Motivation für die Arbeit unter den anderen Mitarbeitern
  • Möglichkeit, ein Netzwerk aufzubauen und sich an spontanen Projekten zu beteiligen, die über vorgegebene Richtlinien hinausgehen 
  • Gesundheitsfördernde Wirkung der Bewegung, selbst bei einem kurzen Weg zum und im Büro
Es liegt auf der Hand, dass in Branchen wie Medizin, Produktion oder Kommunikation, in denen der Kontakt zwischen dem Mitarbeiter und dem Kunden oder dem Produkt unabdingbar ist, ein remotes Arbeiten nicht möglich ist.  Die höchste Anzahl von Mitarbeitern, die hybrid arbeiten, ist im IT-Bereich zu erwarten (62%). Die geringste – im Verkauf und der direkten Kundenbetreuung (50%) sowie der Industrieproduktion (29%). Doch selbst in so fortschrittlichen Branchen wie Technologie, Streaming-Plattformen und den sozialen Medien gibt es Unterschiede in der Frage, wie die Unternehmen ihre Arbeit nach der Pandemie gestalten wollen. 
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Freie Hybridarbeit: Dropbox
Komm innerhalb eines Monats ins Büro, wann es dir am besten passt.

Im April 2021 startete Dropbox sein „Virtual First"-Programm, das es Mitarbeitern ermöglicht, mindestens 90 % ihrer Zeit virtuell zu arbeiten. Die Büroräume des Unternehmens wurden so konzipiert, dass sie eine Vielzahl von Bereichen für Meetings, Brainstorming oder Schulungen bieten. Alastair Simpson - der VP of Design von Dropbox - betont, dass die Büros nicht mehr als standardisierte Räume für die tägliche Arbeit dienen, sondern als „Studios" für den Aufbau einer Teambindung, von organisatorischen Umgebungen und zwischenmenschlicher Zusammenarbeit.
Teilweise geregelte Hybridarbeit: Alphabet (Google)
Komm mindestens dreimal in der Woche ins Büro.

Im April 2022 führte Alphabet die Politik ein, drei Tage pro Woche im  Büro zu arbeiten. Die Mitarbeiter können die Tage, die sie in der Unternehmenszentrale verbringen wollten, frei wählen. Wo es gerechtfertigt ist, erlaubt das Unternehmen die remote Arbeit, was meist mit einem Umzug an einen Ort verbunden ist, sich weit vom Google-Büro entfernt befindet. In einem Interview mit CNBC gab Javier Soltero - Vizepräsident und General Manager von Google Workspace - zu, dass er die Arbeit unter Menschen vermisst und dass er eine gewisse Freude und ein Gefühl des Optimismus verspürt, wenn er ins Büro zurückkehrt. 
Geregelte Hybridarbeit: Apple
Komm an drei bestimmten Tagen in der Woche ins Büro.

Eine ähnliche Strategie verfolgt Apple. Die Firma erlaubt bestimmten Teams, mit Genehmigung des Vorgesetzten, vollständig remote zu arbeiten. Um jedoch eine möglichst effektive Kommunikation zwischen den Teams zu erreichen, wurden die Mitarbeiter gebeten, an drei bestimmten Wochentagen - Dienstag, Mittwoch und Donnerstag - ins Büro zu kommen. Die Veränderung geschah jedoch nicht über Nacht. Über mehrere Wochen im ersten Quartal 2022 hat das Unternehmen schrittweise die Anzahl der Arbeitstage im Büro erhöht. 

Zwei Seiten der Medaille


Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wenn es um die Anzahl der Tage geht, an denen im Büro gearbeitet wird. Dies wird durch eine, von Nick Bloom (Professor an der Standford University) mitverfasste Studie unterstrichen. Die Ergebnisse der Forscher zeigten, dass die Arbeitgeber erwarten, dass fast ¼ der Arbeitstage in Zukunft im Büro absolviert werden - eine Abweichung von den Erwartungen der Arbeitnehmer, die die Möglichkeiten der Arbeit im Homeoffice, die ihnen mehr Flexibilität bietet, maximieren wollen. 

Eine Umfrage unter 200 Managern auf Führungsebene liefert eine Erklärung dafür. Nach Ansicht der Befragten sind diejenigen, die hauptsächlich remote arbeiten, im Nachteil und haben weniger Chancen als diejenigen, die hauptsächlich im Büro arbeiten. Darüber hinaus ergab die, von Vyopta Inc. in Auftrag gegebene Studie, dass die Führungskräfte den meisten Mitarbeitern nicht zutrauen, ihre Arbeit aus der Ferne zu organisieren - obwohl sie zugeben, dass sie ihnen nicht die entsprechenden Werkzeuge zur Verfügung gestellt haben, um sich auf dem gleichen Niveau zu organisieren wie Mitarbeiter vor Ort. 

Nur wenige führende Marken entscheiden sich dafür, vollständig remote zu arbeiten oder die Arbeit ausschließlich vom Büro aus wieder aufzunehmen. Beispiele für eine entschlossene Rückkehr ins Büro nach Abflauen der Pandemie sind Unternehmen wie Netflix und die Investmentbank Goldman Sachs, die darauf bestehen, dass die Möglichkeit des persönlichen Austauschs integraler Teil ihres firmeninternen Ökosystems ist und sie sich nicht vorstellen können, dass ihr Unternehmen ohne ihn weiter wächst.  

Auf der anderen Seite erlauben Marken wie Deloitte oder Dropbox ihren Mitarbeitern, aufgrund des spezifischen Tätigkeitsbereiches, in dem sie sich täglich bewegen, vollständig remote zu arbeiten. Dennoch geben sie einen Teil ihrer Bürofläche nicht auf.  Alastair Simpson - Vizepräsident von Dropbox - gab zu, dass die Büros statt Standardräumen für die tägliche Arbeit zu Studios für Teambuilding, das organisatorische Umfeld und die zwischenmenschliche Zusammenarbeit werden.

Das Büro der Zukunft verlangt von den Unternehmen, dass sie die Veränderung oder Neuordnung von Raum und Einrichtung berücksichtigen, die sich aus dem hybriden Arbeitsmodell ergeben werden. Die Arbeit von Angesicht zu Angesicht und die Interaktionen zwischen den Mitarbeitern werden ganz anders aussehen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihr physischer Raum mit den Zielen der Menschen, die darin arbeiten, kompatibel ist. Die Räumlichkeiten vor der Pandemie sind möglicherweise nicht mehr funktional und sollten (in einigen Fällen) durch Bereiche ersetzt werden, die der Zusammenarbeit, Innovation und dem Teambuilding dienen.

Die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der Pandemie hat verschiedene Facetten. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass das Spektrum der Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der Covid-Pandemie sehr breit ist und dass es nicht die eine gute und richtige Option gibt. Faktoren wie die Unternehmenspolitik, Organisationsstruktur, das Ausmaß, in dem Teams miteinander kommunizieren müssen, die Art der dem Mitarbeiter zugewiesenen Aufgaben, die Karrierephase des Mitarbeiters sowie das persönliche Engagement und die Loyalität des Mitarbeiters beeinflussen die Entscheidung darüber, welches Ausmaß an Hybridarbeit das jeweilige Unternehmen sich leisten kann. 

Aleksandra Szeląg, Maria Drągowska
Büro - Reunion: Fühlen wir uns wieder wie ein Team
– Wie richtet man ein Büro ein, in das die Mitarbeiter gerne kommen?

– Wie kann der Raum so gestaltet werden, dass er die Wiederherstellung der Beziehungen zwischen den Mitarbeitern nach einer Zeit der Isolation unterstützt? Wie können im Büro Räume für gemeinschaftliches und kreatives Arbeiten geschaffen werden? 

– Was sollte getan werden, damit sich die Mitarbeiter im Büro wieder als Team fühlen? 

Die Antworten auf diese Fragen finden Sie in unserem Bericht, "Reunion: eine neue Büro-Realität".
Büro - Reunion ansehen

Quelle:

CBRE (2021) Studienbericht. Arbeit im Homeoffice oder im Büro?
Czas na zmiany w miejscu pracy. Niektóre firmy pożegnają biura (pulshr.pl)
Manpower Group – Remote oder am Firmensitz – Pläne der Arbeitgeber in Bezug auf das Arbeitsmodell im Q1 2022. 
https://hubblehq.com/blog/famous-companies-workplace-strategies#deloitte
https://economictimes.indiatimes.com/magazines/panache/wfh-or-back-to-office-your-choice-twitter-chief-parag-agrawal-lets-staff-decide-what-they-want/articleshow/89983460.cms
https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-03-02/google-tells-employees-to-return-to-offices-starting-in-april
https://9to5mac.com/2022/05/08/apple-in-person-work-policy/
Matthew Boyle and Ryan Cavataro. One or two days in the office is the „sweet spot” of hybrid work. Hybrid Work Model: One or Two Days in the Office Is the 'Sweet Spot' - Bloomberg
How to foster connection in the office space of today | McKinsey